01.11.2004

Adios Amigos?

Analyse von Josef H. Reichholf

Welche Moral steckt in Allianzen, Seilschaften und Klüngeleien?

Das Erste , was Maffeo Barberini tat, nachdem er als Papst Gregor VIII. den Stuhl Petri in Rom bestiegen hatte, war, seinen Neffen Francesco zum Kardinal zu ernennen. Das geschah im Jahre des Herrn 1623 und störte offenbar auch nach der Reformation niemanden, weil das so üblich war. Knapp 200 Jahre später fand es der neue Kaiser der Franzosen, Napoleon I., ganz vernünftig, seinen Stiefsohn Eugéne de Beauharnais mit einer Prinzessin von Bayern zu verheiraten und ihn 1805 zum Vizekönig von Italien zu ernennen. Eugéne war Sohn der schönen Josephine, die durch die Verbindung mit Napoleon ein paar Jahre lang Kaiserin des Napoleonischen Reiches war. Das „glückliche Österreich“ in der folgenden Zeit der Habsburger befand zum Missfallen der Generäle sogar, dass Verheiratungen generell ein besseres Mittel darstellten, die Herrschaft zu stabilisieren, als Kriege zu führen. Vetternwirtschaft hat eine lange Tradition. Alle Epochen lassen sich mit entsprechenden Fällen in beliebiger Genauigkeit füllen. Begünstigungen von Freunden und die Einlösung von eingegangenen Verpflichtungen daraus spielen eine noch viel größere Rolle. Denn die Möglichkeiten, Verwandte zu begünstigen, sind begrenzt. Gute, verlässliche Freunde können sich die Mächtigen jedoch schier unbegrenzt schaffen. Und ihr Beziehungsgeflecht, ihre Filzokratie, darauf aufbauen.

Unglaublich ist, wer sogar in unserer Republik mit demokratischer Verfassung die Allgemeinheit mit seinen „Amigos“ hinters Licht zu führen versucht. Zu dieser Schlussfolgerung muss man zwangsläufig beim Verfolgen der Ereignisse der Gegenwart kommen. Amigos gibt es offenbar mehr, als der freie Journalismus und als Staatsanwälte bewältigen können. Sie gediehen in der klassenlosen Gesellschaft der „alten DDR“ nicht weniger gut als in der Freiheit der gewerkschaftlich bestens organisierten Bundesrepublik. Die eindrucksvollsten Beispiele aber lieferte bisher die globale Vorbilddemokratie USA, wo sich bekanntlich das „Watergate“ nicht mehr geschlossen halten ließ, sondern in einer Sturzflut den damaligen Präsidenten Nixon aus der Macht fegte.
Die Mächtigen in der Weltmacht fanden es weder unmoralisch, mit solchen „Schurken“ (später so benannt) wie General Noriega in Panama gemeinsame Sache zu machen; sie hatten auch zuerst die Taliban gegen die Sowjets unterstützt, um sie dann mit Zustimmung der Russen zu bekämpfen und Afghanistan zu befreien. Potenten Amigos war es wohl auch zu verdanken, dass in guter Folge vom Vater auf den Sohn (mit ein wenig Überbrückungszeit dazwischen) George Bush jun. zum Mächtigsten der Welt wurde. Die Vererbung biologischer (Führungs-)Eigenschaften dürfte dabei eine ähnlich nachrangige Rolle gespielt haben wie in den meisten anderen, ähnlich gelagerten Fällen.
Die Kräfte von strategischen Allianzen sind da ungleich stärker als die Macht der Gene. Bekannte Beispiele hierfür gibt es zuhauf. Wie etwa Saddam Hussein, der spätere „Satan Hussein“, der anfänglich so vorzüglich als Gegengewicht gegen die Mullahs aus dem Iran passte, bis er im Zentrum der Ölquellen des Nahen Ostens zu despotisch wurde und entfernt werden musste. Argumente für oder gegen ein Ziel und die Allianzen, es zu erreichen, lassen sich bekanntlich immer finden.

„Können sich Politiker, die keine ‚Amigos‘“ haben, wirklich glücklich schätzen?“

Was bedeutet es gegenüber solchen weltpolitischen Konstellationen beispielsweise, wenn auch Bayerns Christsoziale zu Zeiten von DDR und Ost-West-Konflikt ihre Amigos hatten; zu Zeiten jenes großmächtigen Landesvaters Franz Josef Strauß, dem das Land unter vielem anderem auch einen der modernsten Großflughäfen Europas und seine gegenwärtige Attraktivität und wirtschaftliche Spitzenstellung unter den deutschen Bundesländern verdankt. Die Sozialdemokraten hatten ja auch ihre Amigos in den Gewerkschaften ähnlich wie die christlichen Parteien ihre Freunde in Kirchenkreisen, wobei sich bei diesen die Bögen bis Rom und ins ausgehende Mittelalter schließen ließen.
Weshalb sollte sich jetzt aber in solch einem weltpolitischen und geschichtlichen Umfeld der derzeitige bayerische Ministerpräsident die von ihm aus guten Gründen zur Kultusministerin gemachte Tochter von Franz Josef Strauß madig machen lassen, weil sich diese angeblich die unglaubliche Freiheit nahm, Papier aus ihrem Ministerium für parteipolitische Zwecke zu benutzen? Um Seidenpapier höchster Qualität dürfte es sich gewiss nicht gehandelt haben. Sind Vorfälle solcher Unerhörtheit dennoch einer Untersuchung wert? Fälle dieser Art gibt es längst so viele, dass sich jene wenigen Politiker glücklich schätzen könnten, die keine „Amigos“ haben – möchte man meinen. Können sie sich wirklich glücklich schätzen? Und wie lange noch? Was werden sie tun, so ganz allein auf der politischen Bühne, deren Darbietungen so miserabel geworden sind, dass kein potenzieller Wähler mehr hinschauen mag? Werden sie ihre Solo-Rollen einfach für sich weiterspielen, wenn sich das Wählervolk längst mit Grausen abgewandt hat?
 

Edel sei der Mensch, hilfreich und gut, forderte vor rund 200 Jahren der Titan des deutschen Geisteslebens Johann Wolfgang von Goethe. Den „Nächsten zu lieben, wie sich selbst“, gebietet bekanntlich die Bibel. Sie lässt aber in bezeichnender Unklarheit offen, wer dieser Nächste ist oder sein soll: der „Mann auf der Straße“, der Nachbar, Freund oder die nächsten Verwandten, die Familie, Großfamilie oder der Clan mit allem seinem Drum und Dran?
Seit über einem Vierteljahrhundert hat die Soziobiologie die Antwort parat: Die Verwandtschaft und die Freunde sind gemeint gewesen! Auf deren Wohlergehen zu achten, programmieren uns die Gene als „innere Instanz“. Der große Philosoph Kant kannte sie noch nicht, hätte sie aber gewiss gleich verstanden als Ausdruck für sein „inneres Gesetz“, für den von ihm so genannten Kategorischen Imperativ.
Familie und (engere) Verwandtschaft schreiben über die gemeinsamen Gene unserem Verhalten sehr viel vor. Sich dagegenstemmen zu wollen, fällt schwer. Unser „Inneres“ will nämlich gar nicht einsehen, dass es nicht selbstverständlich sein soll – oder sein darf –, unsere biologisch Nächsten, also Geschwister, Kinder, Tanten, Onkels und Enkel, zu bevorzugen. Fast genauso verhält es sich mit Partnern und Freunden: Sie wollen zu Recht bevorzugt werden, wegen eben dieser Freundschaft, die ihnen umgekehrt auch gebietet, das aus Verbundenheit und Freundschaft Gegebene entsprechend wieder zurückzuerstatten. Was hatte sich doch „Dionys, der Tyrann“, zu dem Damon schlich, „den Dolch im Gewande“ erbeten? „Ich sei, gewährt mir die Bitte, in euerem Bunde der Dritte!“


Der Mensch hat ein Bedürfnis, Verwandte und Freunde zu unterstützen! „Nepotismus“ nennen Soziobiologie und Sozialpsychologie diese Neigung, wenn die Bevorzugung die Verwandtschaft betrifft. „Reziproker Altruismus“ heißt das entsprechende Verhalten, das den nicht näher verwandten Partnern und Freunden Vorteile verschafft, die diese mit hoher Wahrscheinlichkeit wieder auf ihre Weise entgelten werden. Angeborene Eigenheiten und erworbene Eigenschaften wirken dabei so eng zusammen, dass sie sich kaum jemals nur mit oberflächlicher Betrachtung erkennen lassen. Papst Gregor VIII. fand daher sein Vorgehen genauso wenig falsch oder unehrenhaft wie Helmut Kohl, als es bei ihm um jene Spender ging, denen er sein Ehrenwort gegeben hatte. Kohl erwies sich darin sogar „moralischer“, weil verlässlicher, als die höchste Autorität katholisch-christlichen Glaubens und der darin enthaltenen Nächstenliebe. Für ihn galt: „Ein Mann – ein Wort“!

Doch nicht nur beim Menschen ist das so, sondern das Prinzip finden wir überall in unserer Primaten-Verwandtschaft und auch bei anderen sozial lebenden Säugetieren. Da werden über die selbstverständliche Bevorzugung und Begünstigung des eigenen Nachwuchses hinaus in vielfältiger Weise und in allen Stufen der Intensität kurzzeitige bis dauerhafte Freundschaften entwickelt, Koalitionen gebildet und Vorteile genommen. Ihr Gesamtergebnis könnte das „Mephisto-Prinzip“ nicht besser verdeutlichen: Zum Wohle des Ganzen, der Sozietät nämlich, in der man lebt!
Alle haben letztendlich etwas davon, weil sie auch alle ihre Rollen in der Gemeinschaft zu spielen haben – und ihre Positionen verbessern möchten. Despoten halten sich nicht allzu lange in Primatenkreisen, weil sie rasch Amigos verlieren und vereinsamen. Die „Checks and Balances“ funktionieren in einer hinreichend offenen Sozietät. Bloße Macht hält sich mehr über kurz als über lang. Gute Koalitionen halten hingegen erstaunlich dauerhaft.
„Underdogs“ und Omega-Individuen gibt es in anderen Primaten-Gesellschaften nicht mehr als in modernen Menschengesellschaften, eher weniger! Und erstaunlich genug: Am meisten „betroffen“ von den Amigo-Affären fühlen sich bei uns Menschen ganz offensichtlich nicht die Randgruppen der Gesellschaft, sondern die politischen Gegner, die in aller Regel dasselbe anstreben und nicht ums (physische) Überleben zu kämpfen haben. Ihre Gegenmaßnahmen kosten die Steuerzahler sicherlich in vielen Fällen erheblich mehr als den angeblichen oder tatsächlich angerichteten Schaden, den die von ihnen angeprangerten Vorfälle verursachten. Auszunehmen ist lediglich von vornherein die Hinterziehung von Steuern, auch wenn die Steuerzahler keineswegs immer und überall damit einverstanden sein werden, was mit ihrem Geld seitens der Politiker gemacht wird. Rechtsstaatlichkeit müsste daher auch einen (ge)rechten Umgang mit den von den Bürgern bereitgestellten Mitteln beinhalten und nicht allein der strikten Einhaltung vorhandener, das heißt von irgendwelchen Mehrheiten und Koalitionen gemachter Gesetze und Verordnungen zu genügen haben.

Doch auch wenn das beim Geld, bei der „Steuerehrlichkeit“, ganz klar und (für die Allgemeinheit) selbstverständlich zu sein scheint, verhält es sich in der gelebten Wirklichkeit auf allen Ebenen der Gesellschaft ganz und gar nicht so. So gut wie jeder, der Steuern zu bezahlen hat, versucht, so viel wie möglich davon zu „hinterziehen“. Legale Schlupflöcher gibt es genug, aber das beste, in der Bevölkerung auch als gänzlich moralisch erachtete Mittel ist und bleibt der „Tauschhandel“: Tit for tat – Gibst Du mir, geb’ ich Dir! Leistung oder Geld, das spielt dabei eine nachrangige Rolle. Weitaus wichtiger ist das Prinzip, denn dieses gilt global und unter allen Bedingungen. Was sich wandelt, sind die Wertvorstellungen oder auch die Bereitschaft, für die Allgemeinheit, welche angeblich oder tatsächlich in gewissem Umfang vom „Staat“ vertreten wird, einen fairen Anteil abzugeben.

„Große Teile des menschlichen Sozialverhaltens sind voll von Gruppierungen zu gemeinsamem „Nutz und Frommen“. Auf ihrer Basis funktioniert die Gesellschaft!“

Das wirft die Frage auf, was eigentlich so falsch ist am Knüpfen von Beziehungsgeflechten zu gegenseitigem Nutzen, an der Bildung von Seilschaften und am Zusammenschluss von „Amigos“. Um es ganz klar auszudrücken: Die Natur ist kein Vorbild! Die Biologie gibt uns nichts an die Hand, dieses Verhalten zu verdammen; im Gegenteil, sie führt in vielfältigster Form vor, wie bedeutsam und gestalterisch wirkend Nepotismus und reziproker Altruismus tatsächlich sind. Das Spektrum reicht von kleinen unverbindlichen Vorteilen bis hin zu sehr dauerhaften „Vergesellschaftungen zu gegenseitigem Nutzen“, Symbiose genannt.
Darwins „Überleben der Tauglichsten“ (survival of the fittest) bezieht sich zwar auf die einzelnen Lebewesen und ihren individuellen Lebenserfolg, aber dieser hängt eben auch davon ab, wie sie sich in ihrem sozialen Umfeld bewähren. Als Lebewesen braucht der Mensch die Freunde noch weit mehr als jede andere Art. Das gehört zu seiner Natur als sozialer Primat. Seine Fähigkeit, dauerhafte Freundschaften und Seilschaften auf der Basis von Erinnerungen an Leistungen und Überlegungen, was diese in Zukunft einbringen könnten, zu schließen, brachte ihn weit hinaus über die Unzulänglichkeiten von Menschenaffengruppen. Als isoliertes Individuum gedeiht und entfaltet er sich nicht. Für unsere nächsten Verwandten unter den Menschenaffen und auch für die meisten Affenarten bedeutet die Vereinsamung den Tod.


Diese Gegebenheit lenkt den Blick und fokussiert ihn auf Wichtiges: Große Teile des menschlichen Sozialverhaltens sind tatsächlich voll von solchen Gruppierungen zu gemeinsamem „Nutz und Frommen“, wie es früher hieß. Auf ihrer Basis funktioniert die Gesellschaft! Freundeskreise, Clubs, Vereine, Firmen und Gesellschaften sowie nicht zuletzt auch die politischen Parteien sind Ausdruck dieses Grundbedürfnisses. Gerade in den politischen Parteien sammeln sich all jene, die darin mehr oder weniger aktiv und direkt „ihre Interessen“ verfolgt sehen wollen und diese durchdrücken möchten. Schon eine Partei an sich stellt funktionell einen „Amigo-Verein“ dar. Deshalb kommt es nicht von ungefähr, dass die allermeisten „Amigo-Skandale“ nichts anderes als Parteien-Skandale sind. Gäbe es die Parteien nicht, fände sich kein Nährboden für eine solch spezielle Art von Skandalen, denn Bevorzugung von Freunden und Verwandten wären einfach ganz normal. Wie sonst im Leben auch.

„Wer mag unter solchen Bedingungen noch Politiker werden oder ein öffentliches Amt annehmen? Und doch brauchen wir nichts dringender als wirklich gute Leute in Amt und Würden.“

Vorteilsnahme ist gut beim Einkauf („Schnäppchen“), bei der Auswahl von Angebotenem oder im Geschäftsleben. Es gehört auch zum Grundverhalten jedes normalen Menschen, auf dem Parkett der Gesellschaft gebotene Vorteile zu nutzen. Moralisch Verwerfliches lässt sich nicht von vornherein und im Grundsatz damit verbinden. Gleichwohl gibt es nicht nur Grenzfälle, sondern auch Bereiche, in denen die Allgemeinheit ganz zu Recht darüber zu wachen hat, dass ihr die Vorteilnahme Einzelner keinen Schaden zufügt. Das persönliche moralische Empfinden vermittelt meistens ein ganz gutes „Gefühl“ dafür, was richtig war oder gewesen wäre und was nicht. Entscheidend für die persönlichen Beurteilungen, die in ihrer Gesamtheit die öffentliche Meinung ergeben, ist die Abwägung der Vor- und der Nachteile. Es geht also um die „Verhältnismäßigkeit“ und nicht so sehr – oder gar ausschließlich – ums Prinzip.
Übel, so der Ursprung des Begriffs in der deutschen Sprache, ist etwas, das vom Maß, vom Lot, abweicht („ubiloz“). Bloße Paragraphenfuchserei gilt keineswegs als „gut“, sondern wird als schlimmes Übel empfunden, weil dieses Vorgehen für die Allgemeinheit weit mehr Kosten verursacht, als es Nutzen bringt. Paul Watzlawick hat überzeugend dargetan, wie schnell sich Gutes oder Gutgemeintes zum Schlechten wandelt. Werden nun aber gesellschaftspolitisch wichtige „Positionen“ mit allzu vielen Einschränkungen, Verzichten und Nachteilen verbunden, werden sie auch nicht mehr erstrebenswert sein für die Tüchtigen. Wer keine Freunde (mehr) haben darf, wird sich schwer tun, Anhang zu bekommen. Ex-Bundesbankpräsident Weltecke mag sich solches gedacht haben, als er wegen ein paar finanziell bedeutungslosen Nächten im Berliner Adlon sein Amt zur Verfügung stellen musste.

„Adios Amigos!“ könnte daher mehr Ratlosigkeit hinterlassen, als es Klarheit schafft und Nutzen bringt. Wer mag unter solchen Bedingungen noch Politiker werden oder ein öffentliches Amt annehmen? Und doch brauchen wir nichts dringender als wirklich gute Leute in Amt und Würden. Wie immer daher geurteilt werden mag, etwas sollte die Anprangerung und Bekämpfung der „Amigos“ der Öffentlichkeit schuldig sein: Es muss auch dargelegt werden, was für Kosten sie verursacht und welche Vorteile sie bringt. „Wem nützt es?“, fragten die alten Römer ganz folgerichtig, als sie ihr in Grundzügen bis heute fortdauerndes Rechtssystem schufen. Wer hat was davon, den Einsatz des „Sozial-Vitamins B“ zu bekämpfen? Nutznießer der Vernichtung einer Amigo-Truppe werden in aller Regel nur wieder andere „Amigos“ sein, die ihre Truppe aufbauen möchten. Hindernisse, die gegen die Bildung von Seilschaften errichtet werden, sind schneller umgangen als aufgebaut. Jeder weiß das und zieht die Möglichkeit zu „Umgehungen“ von vornherein in sein Kalkül, wo immer das irgendwie geht.
Sollten da parteiliche Streitereien nicht, wie private auch (so die Utopie eines parteipolitisch nicht gebundenen, also „freien Bürgers“ und Steuerzahlers), intern ausgefochten und vom Parteiengeld bezahlt werden müssen? Nicht mit Steuermitteln dürften sie beglichen werden, es sei denn, sie erbrachten den Nachweis, dass sie in der Kosten-Nutzen-Bilanz das Steueraufkommen erhöht und so der Allgemeinheit Nutzen gebracht haben. Manches laute Geschrei „Skandal, Skandal“ und ganz erhebliche Kosten könnten uns so erspart bleiben.
Die Berichterstattung über Parteienskandale würde dennoch weiterhin recht amüsant bleiben. Ganz sicher! Es gibt doch auch zu denken, dass ausgerechnet jene, die im Parlament die Steuergesetze beschließen, es als besser erachten, Teile ihres Parteiengeldes in die Schweiz zu verschieben. Wie soll auch nachgeprüft werden, wer irgendwo in der Welt Schmiergeld erhält, das im Inland nicht verwendet wird, hier aber dem Geber Vorteile verschafft hat? Wo liegt die Grenze zwischen Schmiergeld und Provision? Liegt sie für alle Zeiten fest oder muss sie immer wieder, den Gegebenheiten und Entwicklungen entsprechend, angepasst werden? Das „Amigo-Phänomen“ entspringt unserer menschlichen Natur und verdient es auf jeden Fall, gesellschaftspolitisch grundsätzlich neu aufgerollt und durchgearbeitet zu werden. Vielleicht brauchen wir bessere Rahmenbedingungen nach dem Motto: „Friends are welcome“. Sonst stehen die „Saubermacher“ bald allein und nackt im Regen.

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