29.10.2014

Drogenpolitik

Kurzkommentar

Tummelplatz der Regulierungsjunkies

Drogendealen steigert bald das Bruttoinlandsprodukt, in das es ab dem nächsten Jahr mit hineinberechnet wird. Das beinhaltet auch den Verkauf illegaler Substanzen unter Gefängnisinsassen, denn oft enden Verkauf und Besitz dieser Stoffe hinter schwedischen Gardinen.

Dieser repressive Umgang mit individuellem Substanzkonsum ist eine Frage von Ort und Zeit. Keine Droge war zeit ihres Bestehens überall verboten. Stets sind es bestimmte Interessen, Ideologien und Moden, die zur unterschiedlichen Einstufung von Rausch- und Genussmitteln führen.

Derzeit erleben wir fließende Grenzen in der Drogenpolitik: Methadon vom Arzt und Pharmanikotin in der Apotheke einerseits, Haftstrafen für Heroinhandel und zunehmende Tabakregulierung anderseits. Die bestehende Totalprohibition diverser Substanzen setzt sich durch die Kriminalisierung immer neuer synthetischer Stoffe beständig fort, ihr Fundament wird durch die Erfahrungen mit ihren Folgen immer brüchiger, ohne dass sie im Kern zur Debatte steht.

Während bei Cannabisprodukten schleichende Tendenzen der Medikalisierung und gar der Liberalisierung verortet werden können, geraten bisher erlaubte Mitteln stärker ins Visier staatlicher Politik. Der eine will seine Arbeitsleistung durch verbotene Aufputschmittel steigern, den anderen erwarten Drogentests am Arbeitsplatz. Im Austausch der Argumente bleibt dabei aber ein Gesichtspunkt meist auf der Strecke: Die Verfügungsgewalt des mündigen Individuums über seinen Körper und Geist, über seinen Konsum und Lebensstil. Zwischen Zelle, Therapieplatz und Präventionsprogramm spricht kaum jemand noch vom „Recht auf Rausch“.

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