29.05.2019

Fake: Insektensterben durch Pestizide

Von Jon Entine

Titelbild

Foto: Monika Fischer via Flickr / CC BY 2.0

Die Panikmache vom Honigbienensternen war schon haltlos, das in Öko-Kreisen jetzt angesagte Mantra von der Insektokalypse durch Pestizide entpuppt sich ebenso als faktenfreie Kampagne.

Erst vor wenigen Jahren wurde in den Schlagzeilen der europäischen und nordamerikanischen Presse noch eindringlich vor einem scheinbar unvermeidlichen „Bienen-Armageddon“ gewarnt. Uns wurde erzählt, die Honigbiene sei so gut wie ausgerottet und, da diese fleißigen Blütenbestäuber für unsere Nahrungsmittelversorgung von so zentraler Bedeutung sind, uns stünde eine weltweite Hungersnot bevor. Pestizide wurden als die vorrangige Ursache für diese anstehende Krise benannt.

Das Problem mit dieser These ist, dass sich die tatsächlichen Honigbienen-Populationen gar nicht verringert haben und die Spezies folglich in keiner Weise vom Aussterben bedroht ist. Wie ich im Folgenden erläutern werde, haben die Medien ihre Botschaft vom Weltuntergang endlich angepasst (nachdem das Genetic Literacy Project die künstliche Krise der Bienen bereits seit Jahren dokumentiert). Es verschwindet jedoch kaum eine apokalyptische Botschaft aus den Schlagzeilen, ohne dass eine andere ihren Platz einnimmt. So waren die Websites der Medien und der grünen Interessengruppen in letzter Zeit erneut gefüllt mit schauerlichen Warnungen vor dem Untergang der Menschheit, nun nicht mehr wegen der Honigbiene allein, sondern weil alle Insektenarten der Welt am Aussterben seien.

Die Bienenlüge

Bevor wir über die prophezeite Insektenkrise sprechen, werfen wir zunächst einen Blick auf das erdachte Narrativ vom apokalyptischen Bienensterben. Ja, Bienen sind aufgrund einer Vielzahl von Faktoren mit einigen Herausforderungen konfrontiert, insbesondere dem Verlust ihres Lebensraums und der explosiven Vermehrung einer ihrer tödlichsten Feinde, der Varroa-Milbe. Der Einsatz von Pestiziden hingegen wurde auf Basis von ausgewogenen Analysen unabhängiger Wissenschaftler als wenig relevant für das Überleben der Bestäuber identifiziert. Sogar einige grüne Interessengruppen haben ihre Krisenrhetorik in dieser Hinsicht endgültig aufgegeben.

„Die weltweite Bienenpopulation in bewirtschafteten Honigbienen-Kolonie ist im letzten halben Jahrhundert um 45 Prozent gestiegen.“

„‚Rettet die Bienen‘ ist ein Schlachtruf, den wir seit Jahren hören", schrieb etwa der Sierra Club in 2018, als er seine langwierige, von der Presse nachgeplapperte Behauptung von einer bevorstehenden Bienen-Apokalypse aufgab und verkündete, dass „die Honigbienen nicht vom Aussterben bedroht sind“. Während Krankheiten und Parasiten ein echtes Problem für Imker darstellen können, ist die weltweite Bienenpopulation in bewirtschafteten Honigbienen-Kolonien im letzten halben Jahrhundert um 45 Prozent gestiegen.

Abb. 1: Entwicklung der Honigbienenstöcke

Wir haben diese Tatsache im Genetic Literacy Project (GLP) oft angeführt. Das GLP hat hierzu einen ganzen Informationsbereich über die Gesundheit von Bestäubern. Weitere Daten und Grafiken zur Zunahme der Honigbienenpopulationen in den Vereinigten Staaten, Kanada, Europa und anderswo gibt es hier.

Die „Bienen-Apokalypse“ war eine übertriebene Fiktion, die auf ernsten Bedenken hinsichtlich der ökologischen Gesundheit unseres Planeten basierte. Sie wurde von Anti-Pestizid-Aktivisten aus der ideologischen Überzeugung, dass große landwirtschaftlichen Betriebe eine geheime biotechnologisch-chemische Agenda forcieren („Big Agriculture“), als Teil einer polemischen Kampagne gegen die moderne Landwirtschaft vorangetrieben und propangiert. Schnell sprangen zahlreiche leichtgläubige Medien auf den Zug auf. Der unmittelbare Effekt dieser Kampagne war, dass moderne, als Neonicotinoide bekannte Pestizide, die tatsächlich eine dramatische Verbesserung gegenüber den zuvor verwendeten umweltschädlichen und krebserregenden Chemikalien darstellen, in Verruf gerieten. Natürlich hinterfragten die sensationsgierigen Medien diese Schmutzkampagne nie und Politiker machten sich die wachsende Fülle an Falschinformationen alsbald zu eigen, um ihr Umweltbewusstsein unter Beweis zu stellen.

Die Bienenlüge trug auch in der EU den vorläufigen Sieg davon. Die zuständige Regulierungsbehörde sah sich durch politischen Druck gezwungen, ihre „wissenschaftliche“ Bewertung der Neonicotinoide so zu manipulieren, dass ein Verbot derselben legitimiert wurde. (Ich und andere haben diese unsägliche Geschichte in mehreren Artikeln ausführlich thematisiert, darunter hier und hier). In den USA haben sich letztlich Fakten und Wissenschaftlichkeit durchgesetzt, da eine wachsende Anzahl an Organisationen, darunter das GLP, die Wahrheit über die angeblich bevorstehende ökologische „Krise“ ans Licht brachten.

Von Honigbienen zu Insekten

In den letzten Monaten verlagerte sich der Fokus plötzlich von Honigbienen und Wildbienen zu Insekten. Die englische Zeitung The Guardian steigerte Sorgen um ein Insektensterben zu einer weltweiten Panik als im Februar ein furchteinflößender Artikel erschien, der einen Zusammenbruch des ökologischen Systems aufgrund der sinkenden Zahl an Insekten prophezeite. Innerhalb weniger Tage übernahmen zahlreiche Vertreter der Medien und von Umweltgruppen diese Geschichte. Worauf aber basierte diese Behauptung? Auf einer einzigen Studie eines australischen und eines chinesischen Wissenschaftlers, die eher einen selektiven Überblick über vorangegangene Studien darstellt. Die Studie war aus einer Reihe von Gründen sonderbar, unter anderem – aber nicht nur – wegen des ausgesprochen unwissenschaftlichen, fast hysterischen Tons der Autoren.

„Wenn der Verlust an Insektenarten nicht gestoppt werden kann, wird dies katastrophale Folgen haben, sowohl für die Ökosysteme der Erde als auch für das gesamte Überleben der Menschheit“, erklärt der Studienautor Francisco Sánchez-Bayo von der University of Sydney. Die Verlustrate an Insektenarten – 2,5 Prozent pro Jahr nach seinen Berechnungen - sei extrem hoch, und er prophezeite: „In 10 Jahren haben wir ein Viertel weniger, in 50 Jahren ist es nur noch die Hälfte und in 100 Jahren sind keine [Insekten] mehr vorhanden.“

„Die Autoren beschränkten ihre Suche von Beginn an nur auf diejenigen Studien, die einen Insektenrückgang feststellen.“

Nicht alle in der wissenschaftlichen Gemeinschaft erwarteten solch eine bevorstehende Katastrophe. Während die meisten Journalisten und Blogger froh waren, die Studie mit sensationalistischen Zitaten und oberflächlichen Umformulierungen bewerben zu können, waren viele Wissenschaftler skeptisch und verantwortlicher in ihrem Umgang mit der Studie. Auf Twitter wurde bereits mehrfach darauf hingewiesen, dass selbst ein flüchtiger Blick auf die Methodik der Studie ernste Zweifel aufwirft. Ihre Durchsicht und Aufarbeitung der Fachliteratur beschreiben die Studienautoren beispielsweise so:

„Wir hatten das Ziel, alle langfristigen Insektenstudien der letzten 40 Jahre zusammenzustellen, die in renommierten, von Experten begutachteten Literaturdatenbanken verfügbar sind. Zu diesem Zweck haben wir eine Suche in der Online-Datenbank Web of Science mit den Schlüsselwörtern [insect*] sowie [declin*] und [survey] durchgeführt, was insgesamt 653 Publikationen ergab.“

Denken wir einen Moment über diesen Ansatz nach. Das vorgebliche Ziel der Autoren bestand darin, relevante Fachliteratur über den weltweiten Zustand der Insektenpopulationen zu sammeln. Die verwendeten Suchbegriffe deuten jedoch darauf hin, dass sie ein ganz anderes Ziel im Sinn hatten. Denn die Autoren beschränkten ihre Suche von Beginn an nur auf diejenigen Studien, die einen Insektenrückgang feststellen. Jede wissenschaftliche Arbeit, die eine stabile oder zunehmende Insektenpopulationen identifiziert, wurde durch diese boolesche Suche ausgeschlossen.

Wo sind die Insekten?

Dies ist nur der Anfang der Kritik. Viele weitere Aspekte dieser Untersuchung geben Anlass für Zweifel. Wie bereits erwähnt, stammten die in der Studie gesammelten Daten fast ausschließlich von Arbeiten mit Fokus auf Nordamerika (vor allem den USA) oder Europa, obwohl die Autoren behaupten, eine "weltweite" Betrachtung vorzunehmen.

Abb. 2: Geografische Lage der 73 untersuchten Studien auf der Weltkarte. Die Säulen zeigen den relativen Anteil der Studien für jede Taxa (wie durch die verschiedenen Farben in der Legende angegeben).

So beziehen sich die Daten aus Asien (mit Ausnahme Japans) ausschließlich auf Honigbienen und nicht auf die allgemeine Insektenpopulation. Gleiches gilt für Australien. Zudem werden überhaupt keine Daten aus dem äquatorialen Afrika und fast keine Daten aus dem riesigen (insektenreichen!) Südamerika berücksichtigt. Weltweite Trends in der Insektenpopulation zu beurteilen und das Amazonas-Gebiet sowie andere äquatoriale Regionen weitestgehend zu ignorieren, ergibt einfach keinen Sinn. Es wird geschätzt, dass rund 30 Millionen Insektenarten in tropischen Regenwäldern leben – im Vergleich zu 91.000 in den USA, wo eine unverhältnismäßig hohe Anzahl an gesammelten Studien ihren Ursprung hat.

Aber es mangelt nicht nur an einer geographisch gut verteilten Datengrundlage. Die Konzentration auf die nördlichen Breitengrade wird die Ergebnisse wahrscheinlich auch auf andere Weise beeinflussen. 

„Bio-Landwirte verwenden große Mengen von ‚natürlichen‘ Pestiziden, von denen einige äußerst giftig für Insekten sind.“

Die Insektenpopulationen in nördlichen und südlichen Breitengraden unterliegen starken Schwankungen aufgrund von jährlich wechselnden Wetterlagen (erst recht im Kontext des Klimawandels). Arten am Rand ihres Habitats breiten sich beispielsweise in wärmeren Jahren oft nach Norden aus und ziehen sich bei einem besonders kalten Winter wieder nach Süden zurück. Diese Schwankungen deuten jedoch kaum auf einen schwerwiegenden Artenverlust hin.

Die Ergebnisse eines Studienüberblicks hängen entscheidend von der theoretischen Perspektive und den methodischen Entscheidungen der Autoren ab, insbesondere bei der Selektion von Fällen, die in die Betrachtung einbezogen werden, und davon, wie diese interpretiert werden. (Wie wir anhand der Suchbegriffe gesehen haben, waren es in diesem Fall nur Studien, die einen Rückgang von Insekten betonen). Hier kann man einiges kritisieren.

Während die Studie verschiedene Gründe für den Rückgang von Insekten untersucht, hat Sanchez-Bayo die Rolle von Pestiziden in Interviews auf eindringliche Weise betont. Er ging weit über den Studiengegenstand hinaus, diskutierte über Themen, die in der Studie schlicht nicht behandelt wurden, und forderte wiederholt den Wechsel von der konventionellen zur ökologischen Landwirtschaft. Anscheinend war ihm dabei nicht bewusst, dass Bio-Landwirte große Mengen von „natürlichen“ Pestiziden verwenden, von denen einige äußerst giftig für Insekten sind.

Abb. 3: Faktoren für das Insektensterben gemäß Studienlage

Sanchez-Bayo scheint mit seinen Aussagen ständig weit über die Datengrundlage, die von ihm und seinem Mitautor untersucht wurde, hinauszugehen. Gemäß des hier abgebildeten Kreisdiagramms werden Pestizide (in orangebraun dargestellt) nur in 12,6 Prozent der betrachteten Arbeiten als zentraler Faktor für ein Insektensterben benannt. Mit anderen Worten, Pestizide sind für 87,4 Prozent der Studien nicht von kritischer Bedeutung. Darüber hinaus stellt sich auch die Frage, welche Schlüsse sich aus diesem Wert ziehen lassen. Ist er ein Hinweis darauf, wie groß das Problem mit Pestiziden ist, oder ist er eher ein Maß dafür, wie unverhältnismäßig häufig Pestizide im Vergleich zu anderen Faktoren wie Urbanisierung, Zerstörung von Feuchtgebieten, Waldrodung, invasiven Arten und Krankheitserregern – Faktoren, die für die meisten Experten am relevantesten für die Insektenpopulation sind – untersucht wurden?

Studien weiter unter die Lupe genommen

Angenommen die 12,6 Prozent wären ein aussagekräftiger Wert, dann stellt sich die Frage, wie die Autoren überhaupt zu dieser Zahl gekommen sind. In Tabelle S2 wird beispielsweise jede der 73 Studien in einer Übersicht zusammen mit den jeweils identifizierten Hauptursachen für Insektenrückgänge gelistet. Von den 20 Arbeiten, die Pestizide als relevanten Faktor für einen Rückgang identifizieren, berichten 17 ebenfalls über andere Faktoren, die ebenfalls zu dieser Verminderung beitragen, etwa der Klimawandel, Krankheitserreger, die Zerstörung von Lebensräumen und diverse Luftverunreinigungen. Wie kann man die Effekte all dieser zeitgleich wirkenden Faktoren isolieren, um Pestizide als einzige Haupttriebkraft zu identifizieren? Die Autoren geben keine Hinweise hierauf. Wahrscheinlich, weil sie die Daten nicht angemessen aufbereitet haben.

Schauen wir uns eine der drei einzigen von insgesamt 73 Studien an, in denen Pestizide als alleinige Ursache für einen Artenrückgang identifiziert wurden - eine Studie über nordamerikanische Hummeln aus dem Jahr 2008. Die erste wichtige Feststellung ist, dass diese Studie keine Kausalität untersucht hat. Sie wurde durchgeführt, um die heutige Populationsgrößen verschiedener Hummelarten mit jenen in den 1970er Jahren zu vergleichen. Aussagen über die möglichen Gründe für den Rückgang bei einigen Arten oder die Zunahme bei anderen sind lediglich Spekulationen der Autoren. Aber selbst in ihrer Mutmaßung waren die Autoren dieser Studie wesentlich zurückhaltender als Sanchez-Bayo. So halten sie bei ihrer Schlussfolgerung fest:  

„Die Gründe für Rückgänge in der nordamerikanischen Fauna über die letzten Jahrzehnte sind nicht gut untersucht, umfassen aber vermutlich mehrere Stressoren, wie beispielsweise der Übertragung von Krankheitserregern aus kommerziellen Bienenkolonien, den Einsatz von Pestiziden und den Verlust von Lebensräumen.“

Die Tatsache, dass Sanchez-Bayo und sein Co-Autor solche Mutmaßungen mit tatsächlichen Fakten verwechseln, spricht nicht gerade für die Verlässlichkeit und Gültigkeit ihrer Studie. Es ist beunruhigend, dass sie einige der berücksichtigten Studien eindeutig falsch eingeordnet haben. Und dies scheint kein Einzelfall zu sein. Sanchez-Bayo und sein Kollege behaupten beispielsweise im Diskussionsteil ihrer Arbeit:

„Mehrere multivariate und korrelative statistische Analysen bestätigen, dass der Einfluss von Pestiziden auf die Biodiversität größer ist als der von anderen intensiven landwirtschaftlichen Praktiken (Fuentes-Montemayor et al., 2011; Gibbs et al., 2009; Mineau und Whiteside, 2013).“

„Die Kritik weist unter anderem auf das nicht repräsentative Stichprobendesign und die absurde Verdrehung von Aussagen aus vorangegangenen Studien hin.“

Die Studie von Fuentes-Montemayor fand jedoch nichts dergleichen. Sie untersuchte die Wirksamkeit von Agrarumweltprogrammen (AUM) bei der Eindämmung von Artenrückgängen ­– in diesem Fall von Fledermäusen – durch den Einsatz von weniger intensiven landwirtschaftlichen Praktiken, darunter ein geringerer Einsatz von Düngemitteln und Pestiziden sowie ein stärkerer Einsatz von bepflanzten, wasserreichen Feldbegrenzungen, Hecken und Wiesen. Die Ergebnisse überraschten die Autoren durchaus selbst:

„Unerwarteterweise war die Aktivität von Fledermäusen auf landwirtschaftlichen Flächen der AUM-Betriebe generell niedriger als auf konventionell bewirtschafteten Flächen. […] Die gesamte Insektenfülle (Schmetterlinge ausgenommen) war auf konventionellen Landwirtschaftsflächen fast doppelt so hoch wie bei den AUM-Landwirten.“

In der Sanchez-Bayo-Studie wurde die Feststellung, die Insektenpopulationen auf konventionellen landwirtschaftlichen Flächen sei vergleichsweise groß, jedoch so stark verdreht, dass das Gegenteil von dem behauptet wurde, was die ursprünglichen Autoren festgestellt hatten.

Vor erst wenigen Wochen kommentierte einer der angesehensten Wissenschaftler im Bereich der Biodiversität, Clive Hambler von der Oxford Universität, die Sanchez-Bayo-Studie sowie zwei weitere kürzlich erschienene Artikel, welche die jüngste Welle der Medienhysterie ebenfalls befeuert hatten, und bezeichnete sie als erschreckend defizitär. Daraufhin reichte er zudem eine Kritik bei eben jener Zeitschrift ein, in der die Sanchez-Bayo-Studie veröffentlicht wurde („Biological Conservation“). Die Veröffentlichung steht noch aus, aber die Kritik ist auch online als Arbeitspapier zugänglich. Die Kritik weist unter anderem auf das nicht repräsentative Stichprobendesign, die absurde Verdrehung von Aussagen aus vorangegangenen Studien, die Verwendung von selektiven Suchbegriffen, schwerwiegende analytische Fehler sowie die Instrumentalisierung der „Roten Liste gefährdeter Arten“ der IUCN hin, welche häufig regionale Rückgänge von Tierarten benennt, ohne zu berücksichtigen, dass diese an anderen Orten möglicherweise prächtig gedeihen.

„Das eigentliche Ziel war, medialen Alarm auszulösen sowie grüne Interessengruppen mit einer neuen Apokalypse auszurüsten.“

Wenn dort journalistische Standards und herrschen würden, hätten wir vom Guardian und anderen Medien, die die apokalyptischen Prophezeiungen von Sanchez-Bayo munter in ihren Schlagzeilen bewarben, eine Berichterstattung erwarten können, die auch einmal einen Blick in die Originalarbeiten wirft und nicht nur die Pressemitteilungen nutzt. Spätestens seit das oben genannte Arbeitsdokument öffentlich ist, hätte man die Sache etwas zurechtrücken können. Wir sollten in dieser Hinsicht jedoch nicht viel erwarten.  

Wenn sie ihre Hausaufgaben machen würden, hätten sie etwa auch eine im Jahr 2010 veröffentlichte Arbeit von Hambler und Henderson zitieren können, eine der gründlichsten und gewissenhaftesten Studien dieser Art. Die Autoren beziffern die Aussterberate aller Spezies in Großbritannien seit dem 19. Jahrhundert mit etwa 1 bis 5 Prozent pro Jahrhundert. Sie stellen auch fest, dass die überwiegende Mehrheit der Fälle von Artensterben vor der Periode der landwirtschaftlichen Intensivierung und somit vor der Verwendung moderner Pestizide, deren Gebrauch etwa in den 1950er Jahren begann, auftraten.

Es besteht kein Zweifel daran, dass diese „Krisenstudie“ das eigentliche Ziel der Autoren erreicht hat, nämlich medialen Alarm auszulösen sowie grüne Interessengruppen mit einer neuen Apokalypse auszurüsten, um ihre Kampagne gegen die intensive Landwirtschaft und vor allem Pestizide wirkungsvoller zu machen. Bevor Gesetzgeber und eingeschüchterte Regulierungsbehörden in Aktion treten, sollten sie sich an die gefakte Krise der Honigbienen erinnern.

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